rem: Farbe gibts nicht in der Welt, sondern ist eine Rekonstruktion gewisser Aspekte der Welt. Die Rekonstruktion wir vom Gehirn verfertigt aufgrund physikalischer Eigenschaften der von der Netzhaut empfangener elektromagnetischer Strahlung verfertigt.
Ein Dia soll reproduziert werden. Häufig werden die Farben dabei unbefriedigend, zu blau beispielsweise. Warum?
Man könnte das Original mit etwas röterem Licht beleuchten, um eine bessere Reproduktion zu erhalten. Um wieviel röter das Licht sein muss, bestimmt man am leichtesten, indem man einen Graukarton fotografiert und dessen Farbstich analysiert.
Dabei darf aber der Graukarton nicht direkt unter den Beleuchtungsbedingungen fotografiert werden, unter denen das Dia reproduziert werden soll, denn am Farbstich ist nicht nur das Reproduktionsmaterial beteiligt. Vielmehr entsteht er durch eine Wechselwirkung von Reproduktionsmaterial, Licht und zu reproduzierender Vorlage.
Deshalb muss der Graukarton zunächst mit dem gleichen Diapositivmaterial wie die zu reproduzierenden Dias fotografiert werden. Die Filterfaktoren sind dann am Bild des Graukartons zu bestimmen, indem die Aufnahme des Graukartons reproduziert wird. In der Regel werden die Filterfaktoren für unterschiedliches Fotomaterial verschieden sein. An einem konstruierten Beispiel wird erläutert, warum das so ist.
by Gian Vasta
Die Farbe eines Objektes hängt davon ab, wieviel rotes, blaues, grünes Licht er reflektiert. Ein idealer grüner Farbstoff reflektiert beispielsweise kein rotes und kein blaues Licht, jedoch das gesamte auf ihn fallende grüne Licht. Weisse Objekte reflektieren Licht aller drei Farben gleich gut. Graue reflektieren Licht aller drei Farben gleich gut, aber jede Farbe weniger gut als ein weisses Objekt.
Die Farbe eines Objektes hängt aber auch vom Licht ab, mit dem es beleuchtet wird. Ein weisses Objekt, mit rotem Licht beleuchtet, erscheint rot.
Stellen Sie sich eine gefärbte Folie vor, die von "weissem" Licht durchstrahlt wird. Das heisst in diesem Falle von Licht, das auf allen Wellenlängen gleich intensiv strahlt. Dann gibt Farbstoff.GIF für jede Wellenlänge an, wieviel Prozent des eingestrahlten Lichtes auf der anderen Seite der Folie wieder herauskommt.
Auge+farbstoff.GIF: Ein Produkt ist dann von Null verschieden, wenn beide Faktoren von Null verschieden sind. Deshalb wird die Ausgabeintensität der blauempfindlichen Rezeptoren im schraffierten Bereich von Auge+farbstoff.GIF Null sein. Die maximale Höhe der Produktkurve wird so etwa im Bereich der dicken senkrechten Linie liegen.
Der Output der rotempfindlichen Rezeptoren wird ziemlich gering sein, obwohl der Farbstoff im tiefroten, ausserhalb des empfindlichen Spektralbereiches der Rezeptoren, noch erheblich durchlässig ist.
Deshalb wird es sich um einen blau .. blaugrünen Farbstoff handeln. Präziser gesprochen: beim Betrachten des transmittierten Lichtes wird unsere Farbempfindung blau bis blaugrün sein.
In film+farbstoff.GIF ist die Transmissionskurve des Farbstoffes zur Verdeutlichung einkopiert (die von dieser Kurve eingeschlossene Fläche ist zur besseren Erkennbarkeit schattiert)
Der spektrale "response" des Filmes wird nun ebenfalls eine Art Produkt der beiden Kurven sein. Es fällt ins Auge, dass der Farbstoff ganz anders auf den Film wirkt. Weil die starke blaue Transmissionsbande in die Empfindlichkeitslücke zwischen Blau- und Grünrezeptoren fällt, dafür die breite rote Transmissionsbande genau im Empfindlichkeitsmaximum der rotempfindlichen Rezeptoren liegt, wird der Film einen rot bis rotvioletten Farbstoff "sehen"!
Selbstverständlich haben (beispielsweise) Kodak und Agfa nicht die gleichen Farbstoffe. Das geht schon wegen des Patentschutzes nicht. Aber auch die fotochemischen Verfahren von Kodachrome, Ektachrome und Agfachrome unterscheiden sich, und deshalb unterscheiden sich auch notwendigerweise die Chemie der Farbstoffe. Das wiederum wirkt sich erheblich auf die Transmissionskurven dieser Farbstoffe aus. Was wiederum zur Folge hat, dass die durch diese Farbstoffe simulierten metameren Farben von unterschiedlichen Filmen oder gar dem Auge teilweise erheblich unterschiedlich wahrgenommen werden.
Ergebnis: Ob die Digicam den von Blitzlichtern beleuchteten Graukarton aufnimmt oder ein Dia, das den gleich beleuchteten gleichen Graukarton zeigt, wird in der Regel einen erkennbaren Unterschied erwarten lassen. Farbreprografische Verfahren muss man genauso kalibrieren, wie man sie dann verwenden will.
Was ebenfalls noch fehlt und gelegentlich nachgeliefert wird, sind Beispiele von Farbverfälschungen durch Farbfilm bzw. CCD.
This page updated Apr. 28, 1999 GVa
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